Von Dichtern & Reisenden

S entrassi 'ndru Paradisu santu, santu,
E nun truvassi a tia, mi n'esciria.


Käme ich in das heilige Paradies,
Und Du wärst nicht da - ich ginge wieder

                                                                                                                         Prosper Mérimée, 1829

     Die Korsen

Die Korsen sind nur eine Handvoll Menschen, aber (...) tapfer und entschlossen (...) Man wird mit Ihnen höchstens durch Güte, nie durch harte Entschlossenheit fertig werden. Will man dort seine Herrschaft behaupten, so ist es unumgänglich nötig, die Bewohnerschaft zu entwaffnen, um Ihre Wildheit zu sänftigen. Hier will ich nebenbei bemerken, daß gerade die Korsen ein Beispiel dafür sind, welchen Mut, welche Mannhaftigkeit die Freiheitsliebe dem Menschen verleiht; deshalb ist es ebenso ungerecht wie gefährlich, sie zu unterdrücken.
                                                                                                                  Friedrich II. von Preussen, 1739

     Die Tapferkeit

Ihre Hauptwaffe war der Mut, ein Mut von beispielloser Größe. Während eines Gefechts an einem Fluß namens Golo bildeten sie aus den Körpern ihrer Gefallenen einen Schutzwall; so fanden sie, bevor sie sich endgültig zurückziehen mußten, noch einmal Zeit zu einer Attacke nach hinten. Um den Schutzwall zu verstärken, mischten sich sogar die Verletzten unter die Toten. Tapferkeit findet man überall, doch zu solchen Taten sind nur freie Völker fähig.
                                                                                                                                              Voltaire, 1751

     Die Freiheit

In Europa gibt es noch ein der Gesetzgebung fähiges Land, nämlich die Insel Korsika. Der Mut und die Beharrlichkeit, mit der dieses tapfere Volk seine Freiheit wiederzuerlangen und zu verteidigen wußte, verdienten wohl, daß ein weiser Mann es lehre, sie zu bewahren. Ich habe eine gewisse Vorahnung, daß diese kleine Insel Europa eines Tages in Staunen versetzen wird.
                                                                                                                    Jean-Jacques Rousseau, 1762

     Die Liebe

Zwei edle und große Leidenschaften beherrschen die Korsen, die Liebe zur Familie und die Liebe zum Vaterland. Bei einem ganz armen Volk, das auf einer abgeschiedenen Insel lebt, die obendrein noch eine heroische Gebirgsnatur besitzt, müssen diese Leidenschaften sehr mächtig sein und ihm die Welt ersetzen. Die Liebe zum Vaterland hat jene Heldengeschichten Korsikas erzeugt, die wir kennen und die eigentlich nichts ist als eine uralte, fort und fort geerbte Blutrache der Korsen gegen Genua; die Liebe zur Familie hat die nicht minder blutige und nicht minder heroische Geschichte der Vendetta erzeugt. Man muß die Urkraft dieses kleinen Volkes wahrlich unbegreiflich finden, da es sich selber auf das blutigste zerfleischend, dennoch zu gleicher Zeit die Stärke so besaß, so unablässige und so glorreiche Kämpfe mit den Landesfeinden zu kämpfen.
                                                                                                                      Ferdinand Gregorovius, 1878

     Der Bergkorse

Der Bergkorse hat noch viel natürliche, unterscheidende Züge von Kraft in seiner Gemüthsart. Trotz einer gewissen Wildheit findet man bey ihm die aufrichtigste Gastfreundschaft. Er theilt willig mit dem Reisenden seine Kastanien und seinen Käse, und man würde ihn beleidigen, wenn man ihn dafür bezahlen wollte. Uebrigens ist er rachsüchtig, stolz und träge. Er achtet seine Frau und seine Töchter nicht sehr, und beschäftigt sie vom Morgen bis an den Abend mit den schwersten und rauhesten Arbeiten.
                                                                       Renaud de la Greylaye, "Reise von Paris nach Korsika", 1789

     Die Banditen

Der korsische Bandit ist nicht wie der italienische ein Dieb und Räuber, sondern das, was sein Name sagt, ein vom Gesetze Verbannter. Im alten Statut der Insel heißen ursprünglich alle diejenigen Banditi, die von der Insel verbannt sind, weil sie die Gerechtigkeit in ihre Gewalt nicht hat bekommen können; sie wurden für vogelfrei erklärt, und es war einem jeden erlaubt, einen Banditen, wenn er sich blicken ließ, zu erschlagen.
Der Hauptschlupfwinkel der Banditen ist zwischen Tor und dem Berge Santo Appiano, in den Wildnissen des Monte Cinto und des Monte Rotondo, in den unwegsamen Gegenden des Niolo. Dort bedecken tiefschattige Urwälder, die nimmer eine Axt gesehen, und dichteste Buschwälder von Eichengestrüpp, von Albatro, Myrten und Heide die Abhänge der Berge; dunkle vom Wildwasser durchbrauste Schluchten, in denen sich jeder Pfad verliert, Höhlen und Grotten und zertrümmertes Gestein geben Verborgenheit. Dort lebt der Bandit mit dem Falken, mit dem Fuchs, mit dem Wildschaf ein Leben, das romantischer und trostloser ist als das des amerikanischen Wilden.
                                                                                                                      Ferdinand Gregorovius, 1878

     Die Poesie

Die Corsen, wiewohl dem Gefühl für die Schönen Künste unzugänglich, besitzen in höchstem Maße die Gabe der Poesie. Ich glaube nicht, daß man in ganz Europa ein anderes Volk finden wird, bei welchem sich das Denken so spontan in rhythmischen Formen äußert. Fast jedermann ist imstande, solche Lieder zu dichten; gar mancher Bandit vertreibt sich die langen Zeiten, die er im Maquis zubringen muß, damit, daß er sein Mißgeschick in epische Verse kleidet.
                                                                                                                                      Paul Bourde, 1897

     Die Macchia

Gemildert wird der gebirgige Charakter der Insel durch das üppige, immergrüne Pflanzenkleid, in welches das milde, niederschlagsreiche Klima den größeren Theil derselben bis zu etwa achthundert bis tausend Meter empor hüllen und unter welchem die wilden Felsformen meist verschwinden. (...) Man kann so Korsika wohl eine immergrüne Insel nennen. Diese Macchien, je nach Boden und Feuchtigkeit bald übermannshoch und vielfach von Schlingpflanzen undurchdringlich umrankt, bald niedrig und von vereinzelten Sträuchern gebildet, kennzeichnen Korsika ganz besonders. Diese Mischung aus Blüten und Blättern ist aromatisch, und besonders im Frühling, wo das Blühen monatelang andauert, erscheint die Insel wie in Blütenduft gehüllt, den der Wind vom Lande her wie von tropischen Inseln nicht selten dem Ankömmling entgegenträgt. Der Korse liebt den Duft seiner Macchia über alles, wie auch Napoleon noch auf St. Helena wehmütig diese Eigenart seiner Heimatinsel pries. (...) Dem Korsen dienen die Macchien als Brennholz und als Weidegründe für seine Ziegen, und unzertrennlich ist mit denselben das Banditenwesen verbunden. "É andato nella macchia", "er ist in die Macchia gegangen", ist der oft gehörte landesübliche Ausdruck für denjenigen,  der sich dem Arm des Gesetzes entziehen will.
                                                                                   Theobald Fischer, "Land und Leute in Korsika", 1899

     Die Faulheit

Auf der Insel gibt es große Mengen brachliegenden Bodens. Dieser Umstand hat manche Schriftsteller zu der Ansicht verleitet, die Corsen seien faul. Ich bin jedoch davon überzeugt, daß jene Autoren weniger schnell mit ihrer Meinung bei der Hand gewesen wären, hätten sie ihr Augenmerk nur einmal darauf gelenkt, in welchem Zustand der Entvölkerung die Insel sich befindet. (...) Freilich, die Corsen legen keinen übermäßigen Eifer an den Tag, um ihre Böden zu kultivieren; doch ließe sich diese Nachlässigkeit statt ihrer Faulheit nicht vielmehr ihrer Gleichgültigkeit gegenüber Reichtümern zuschreiben? Die Corsen kennen weder den Luxus noch Überflüssiges; zum Leben bedürfen sie wenig, und haben sie dies Wenige erst einmal erlangt, sind ihre Wünsche befriedigt.
                                                                F.P. Agostini, "De la Corse et des moeurs de ses habitants", 1819



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